Das Schicksal trägt rote Schuhe

Schicksal ist das Zusammenwirken von Geschehnissen in unserem Alltag in Verbindung mit Personen, die mehr oder weniger zufällig in unser Leben involviert sind. Durch ihr Auftreten entwickelt sich eine Abfolge, die sich wie ein roter Faden durch unser ganzes Leben zieht. Dabei muss es sich nicht unbedingt um diesen sprichwörtlichen roten Faden handeln. Vielmehr nutzt das Schicksal, oder das, was wir als solches bezeichnen, markante Merkmale, mit deren Hilfe es sich uns in Erinnerung bringt.
In einem Falle ist das der rote Faden, in einem anderen sind es rote Schuhe.
Doch es könnte auch etwas ganz anderes sein. Egal, was es ist. Immer wird es gravierende Auswirkungen auf unser Leben haben oder das, was bis genau zu diesem Punkt unser Leben war, als das Schicksal uns besuchte.

Tauchen sie ein in die Geschichten, die das Leben schreibt und in dessen Verlauf allzu oft eine Veränderung der besonderen Art zurück bleibt.
Versinken Sie während einer Reise durch die menschlichen Empfindungen in die Entwicklung einer Gedankenwelt, die Sie so schnell nicht mehr loslässt.

Tom Mikow - Das Schicksal trägt rote Schuhe

von: CeKaDo , 28. Februar 2010 , Tagesblog von CeKaDo
"Eines Tages flatterte mir unverhofft ein Umschlag in den Briefkasten und völlig erstaunt entnahm ich diesem ein Buch mit Widmung. Tom Mikow, ein Berliner Autor und Lyriker, hatte mir das erste Produkt aus dem neu gegründeten Verlag Mikow Book & Design zukommen lassen. Ich habe dieses Buch lange aufgehoben, um bereit zu sein für das, was ich meinte, das es das wäre. Doch weit gefehlt, lest einfach hier:
Das Schicksal trägt rote Schuhe. Das hätte ich jetzt nicht gedacht. Zwar hätte ich bislang vermutet, daß ein Schicksal eher keine Schuhe trägt, sondern einen eisigen Atem aushaucht. Doch nun wurde ich dank der Lektüre dieses Buches eines Besseren belehrt. Die Vorstellung vom kalten Hauch ist geblieben. Und die roten Schuhe sind hinzu gekommen.
Tom Mikow hat mich überrascht. Ich kenne seine vorangehenden Werke "Benjamin Niesky" und "Abend am Meer". Und ich hätte unter diesem Titel einen Gedichtband erwartet. Doch es haben mich die kurzen Geschichten und niedergeschriebenen Gedanken ganz einfach aus den schwarzen Schuhen gehoben. Feinfühlig, intensiv und mit treffenden Worten schildert der Autor tiefgründige und nicht immer gut endende Geschichten, die das Schicksal bestimmt. Die Titelgeschichte entwickelt sich in mehreren kleinen Geschichten so weit, daß der Leser hofft, es gäbe mehr davon und es gäbe ein Happy End.
Perspektiven wechseln, Ansichten werden relativiert und plötzlich befindet sich der Leser an einem vorher nicht gedachten Ende. Ein bißchen schwarzer Humor, viel Nachdenklichkeit über das wenn und aber des Lebens und immer wieder der geschrieben Wunsch des Autors, sich auch mit der nicht so sonnigen Seite des Lebens zu befassen. Tom Mikows Geschichten regen zum Nachdenken an. Sie schildern das, was uns jeden Tag geschehen könnte, wenn sich das Schicksal mit uns befasst. Seine Geschichten machen keineswegs Angst, denn sie bleiben dort, wo sie sind. In einem Buch, das man sich gern beizeiten wieder aus dem Regal holt.
Mein nächster Besuch an einem Strand wird dazu führen, daß ich Ausschau halte. Nach roten Schuhen. Und ich weiß nicht, ob ich dann nicht lieber wieder in mein Hotel gehe, ohne auf das Meer zu schauen.
Neugierig? Lesen Sie selbst, wie es kam, daß rote Schuhe am Strand stehen."

Meine Meinung zu diesem Buch

von: Donato Plögert , 08. November 2009 , per E-Mail
"Es ist so, dass man als Leser irgendwann ein wenig in die Denkweise des Schreibenden gerät. Das ist dann wohl der höchste Grad des Lesers und des Lesens. Dies passierte mir jedenfalls, als ich die roten Schuhe nun las.
Interessant fand ich die vielen Tode, die in diesem Buch diesmal gestorben wurden. Es ist teilweise schwermütig und widmet sich oft nicht bewältigter Vergangenheitsmomente und –erlebnisse, gepaart mit dem Eingeständnis menschlichen Versagens im zwischenmenschlichen Bereich. An anderer Stelle gehen diese Selbstzweifel und über die eigene Kraft hinaus gehenden Alltagsanforderungen des Lebens dann in Todessehnsucht über.
Was mir bei der Geschichte mit den roten Schuhen aber auffiel: Hier stimmen die Zeitsprünge oft nicht. Warum sollten - so viele Jahre später auf einem Grab trotz jahrelanger Witterungseinflüsse - die Schuhe noch relativ gut erhalten sein? Es sind tatsächlich einige zeitliche Ungereimtheiten in der Geschichte drin. Trotzdem ist es eine Erzählung, die man gerne liest, allein um der Idee willen, wenngleich eben hier extrem mit dem Schicksal gehadert wird und der Zufall übermächtig ist.
Manchmal erschreckte mich unsere (die des Autors – und die des Lesers) deckungsgleiche Denkweise. Es passt einfach zu oft zu gut und klickt geradezu ineinander.
Lieber Tom Mikow: Bau ab und zu die humorvolle Seite etwas mehr aus, sie steht Dir gut (und wer Dich persönlich kennt, weiß ja: Sie ist oft und gerne vorhanden) und sie ist wichtig zwischen den oft düsteren Gedanken und Geschichten. Letztendlich ist ein Buch ja auch eine Art von Unterhaltung.
Und was das im Buch enthaltene Kapitel über den Palast der Republik angeht: Ich sterbe, wenn ich es nicht schreibe, also: Der Palast der Republik war für mich durchaus ein Platz der Kultur und auch wunderbar für viele Veranstaltungen nutzbar, wenn wir mal von den eher überflüssigen Militär-Shownummern auf seinem Vorplatz absehen. Aber er war unnatürlich und nicht – wie die restliche Bebauung um den Palast herum – natürlich gewachsen. Der Palast ist entstanden, weil die Reste des alten Schlosses von einem Regime platt gemacht worden sind. Da spielt es keine Rolle, ob das ein West- oder Ost-Regime war oder ist. Das Schloss hingegen gehörte zum geschlossenen Berliner Stadtbild. Und warum darf die Altstadt von Warschau wieder aufgebaut werden und die Dresdener Frauenkirche - übrigens mit viel Geld aus Berlin - auch? Nur wieder mal nicht das alte Schloss? Doch nur deshalb, weil es Berlin ist, was ohnehin deutschlandweit immer schön seine Neider hatte.
Ich erbitte da Gleichbehandlung!"

Das Schicksal trägt rote Schuhe

von: Björn Daniel Weissberg , 16. Oktober 2009 , amazon.de
"Nach Benjamin Niesky und Abend am Meer erschien im Oktober das dritte epische Werk Tom Mikows, ein Anlass für mich sich die Zeit zu nehmen und mal wieder zu lesen. Ich bemerkte, dass sein Drittes sehr wohl Zeit fordert, auch wenn viele seiner Geschichten nicht über drei Seiten reichen ist doch das kognitive Echo, mit dem sich der Leser auseinander setzen muss sehr einnehmend, es ist keine leichte beschwingliche Literatur, die sich schnell zwischen U-Bahnstationen lesen lässt, wieder einmal zeigt der Autor, dass er es sehr wohl verstanden hat sein literarisches Können in Schrift anschaulich und subtil umzusetzen, seine Sicherheit im Umgang mit dem geschriebenem Wort steht seinem ersten Werk nicht nur in nichts nach, sondern zeigt einen erheblichen Prozess im Denken und Fortschreiten des Autors.
Tom Mikow ist düsterer geworden, beinahe melancholisch befasst sich das epische-Ich mit sehr subtilen Gegebenheiten, deren eingeflochtene Schicksale emotional unter die Haut gehen, das Todes- beziehungsweise Erlösungsmotiv führt den Leser mehr und mehr in eine Welt, die mit ihrer subjektiven Wahrnehmung beinahe zu einer Übertragung des Gefühlten und Gedachten führt, und doch hatte ich persönlich für keine Sekunde den Eindruck, dass seine Schilderungen aus der Luft gegriffen seien, eher im Gegenteil finden diese Themen ihr Fundament in alltäglichen Begebenheiten, solide nutzt der Autor alltagsrelevante Geschehnisse, um sie mit philosophischen Assoziationen zu koppeln und schafft damit eine Welt zwischen der objektiven und der subjektiven Realität.
133 Seiten, mit jedem Umblättern lichtet sich die Metapher um den Titel, dem er fünf Kurzgeschichten gewidmet hat und somit eine Geschichte in eine Geschichte integriert, die für sich stehen kann, jedoch durch den Themenschwerpunkt und dem Schreibstil ein Ganzes mit den Übrigen Geschichten bildet. Die roten Schuhe zeigen den Werdegang des Schicksals auf, das mit jedem weiteren Schritt den roten Faden des Lebens bilden, dem sich kein Individuum entsagen kann, die Frage besteht vor allem darin, ob man sich dem Schicksal ergibt, aus der Situation das Beste macht, oder ob man versucht auszubrechen.
Der Autor wendete hier vor allem diverse neue angeeignete Techniken an, die es dem Leser schwer machen sich emotional zu distanzieren, mir schien es teilweise so, als wäre ich der Protagonist, ich durchlebte mit ihm zusammen die niedergeschriebenen Abenteuer, fühlte mit ihm und begann beinahe so zu denken. Vielleicht macht dies eine gewisse Gefahr aus, wenn man nicht die Kraft findet sich vom Geschilderten zu distanzieren, und sollte es aus eigener Kraft nicht gelingen, so hilft uns der Autor mit Geschichten aus einer ungewöhnlichen Perspektive, die dazu führt, dass die Spannung konstant gehalten werden kann, mehr noch zum Ende hin steigt und zum Schluss hin raffiniert auflöst. Jede Geschichte beinhaltet ihre eigene Moral, die vorsichtig versucht ein gewisses Umdenken zu provozieren, seine eigene Biographie zu durchblättern, sich zu fragen, ob das Leben so wie es im Moment ist, ein glückliches, ein sinnvolles ist.
Nicht das erste Mal, bereits Benjamin Niesky und Abend am Meer führten zu gezielten Überlegungen des eigenen Lebens, doch erstaunlicher Weise noch nie in solch beinahe depressiver Art und Weise. Doch sollte dies Abschrecken? Manchmal ist es der abnormale Verstand, die Anomalie, die dazu führt die Ereignisse oder besser gesagt die Fehler in der Routine zu erkennen, erst wenn etwas nicht stimmt, bemerkt man teilweise, dass es überhaupt da ist. Es bietet eine interessante Gedankengrundlage mit der sich der Lesende auseinandersetzen kann.
Mir hat es viel Anregung für mich persönlich gegeben und weiterhin werde ich mich mit bestimmten Fragen beschäftigen und hoffe dadurch mehr oder weniger eine Veränderung ergreifen zu können. Das wünsche ich übrigens auch den Menschen, die sich dazu entscheiden, ein Stück Lebenskunst, ein Stück dunkler Weisheit in ihr Leben zu lassen. Dafür bin ich dem epischen-Ich und vor allem dem Autor sehr dankbar."